Der BRI verurteilt den Mord an der 22-jährigen Mahsa Jîna Amini am 16. September durch die iranische „Sittenpolizei“ und solidarisiert sich mit den durch ihren Tod ausgelösten Protesten gegen ein System der Unterdrückung, das fundamentale Grund- und Menschenrechte verletzt.
In mehr als 30 Städten des Iran bringen Menschen ihre Wut und ihre Forderungen zur Änderung des seit 40 Jahren herrschenden Regimes zum Ausdruck. Im Westen werden die Proteste vor allem als eine Bewegung der Frauen wahrgenommen. Zur Bekundung ihrer Solidarität und ihrer Trauer schneiden sich auch hier Menschen während der Kundgebungen symbolisch ihre Haare ab – auch auf dem Bremer Marktplatz, wie in einem „buten un binnen“-Beitrag vom 25. September zu sehen war. Auf der Kundgebung am 26. September am Hauptbahnhof versammelten sich rund 300 Menschen zum Protest. Das zeigt: Die Bewegung im Iran geht Bremer*innen etwas an!
In Bremen leben nach Angaben des Ausländerzentralregisters (AZR) 2.460 Menschen mit iranischer Herkunftsgeschichte (Stand 2021). Da es sich bei den hier Registrierten nur um die Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft handelt, ist von einer noch weitaus größeren Zahl hier lebender Bremerinnen iranischer Herkunft auszugehen.
Der BRI stellt sich solidarisch hinter sie und befürwortet den Verzicht der Länder Bremen und Niedersachsen auf Abschiebungen in den Iran. „Ich begrüße, dass das Land Bremen die Abschiebung für iranische Bürgerinnen ausgesetzt hat. Der Bund muss dieser politischen Linie nun folgen”, sagt die Vorsitzende des BRI Naciye Celebi-Bektas.
Bremer Rat für Integration 13.10.2022
Kommentar von Schirin Al-Madani
Wichtig ist, das über die Entwicklungen im Iran nicht geschwiegen wird, das der Hashtag #berichtetüberiran eine Umsetzung in den deutschen Medien erfährt. Als eine friedliche Bewegung, die sich täglich der brutalen Gewalt des Regimes gegenüberstellt, die sich sehr oft mit gewaltsamen und tödlichen Ausschreitungen konfrontiert sieht, fordert die iranische Bevölkerung eine politische Neuausrichtung und kämpft für die Anerkennung ihrer Rechte. Ihr Ruf „Jin, Jiyan, Azadi” – „Frau, Leben, Freiheit“ ist schon seit Jahren eine Parole der kurdischen Frauenbewegung, was den gemeinsamen Kampf und zugleich die Diversität Irans sichtbar werden lässt. Es geht um die Selbstbestimmung aller im Iran lebenden Menschen, um einen mutigen und vereinten Kampf, der sich durch die Kraft des gemeinsamen Widerstands ethnischer Minderheiten (Denn schätzungsweise 30 bis 35 von insgesamt rund 80 Millionen Iranerinnen gehören einer ethnischen Minderheit an. Dabei stellen Aserbeidschaner etwa 20 % der Bevölkerung, Kurden 10 %, Loren 6 %, Araber und Balutschen je 2 %, Turkmenen 1 % der Bevölkerung dar. Ferner wohnen mehrere Millionen Afghanen dauerhaft im Iran, viele bereits in der zweiten Generation.) auszeichnet und durch v.a. die getragen wird, die systematisch stärker von patriarchalen Strukturen betroffen sind (FLINTA Personen und Angehörige der LGTBQI* Community). Kollektiv und mutig bringen sie ihre Wut gegenüber dem iranischen Theokrat zum Ausdruck. Es lässt sich nur erahnen, welche Hoffnung sie derzeit in sich tragen, setzen sie sich doch täglich der Gefahr aus, dass ihr Leben möglicherweise „Heute“ endet.
Zugleich lässt die Bewegung Hoffnung zu. Die Autorin Nava Ebrahimi formuliert bei ihrem Besuch in Bremen: „Idealerweise mündet es in einer friedlichen Revolution. In einem demokratischen Land, einer pluralistischen Gesellschaft, in der verschiedene politische Richtungen miteinander ein neues Land aufbauen und auch Minderheiten zu ihren Rechten kommen. Der Iran ist ein Vielvölker-Staat, das ist bisher immer untergegangen. Das würde ich mir wünschen, das Zusammenleben einer pluralistischen Gesellschaft.”
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